Craniosacrale Osteopathie

Was genau ist der Craniosacrale Rhythmus?

Über 200 Studien belegen, dass eine Bewegung der Schädelknochen physiologisch ist und eine Verknöcherung der Schädelnähte Ursache von vielerlei Beschwerden sein kann. In der Craniosacralen Osteopathie gehen wir davon aus, dass der rhythmische Fluss des Gehirnwassers im Gehirn bis hinunter ins Rückenmark (Duralschlauch) für das Wohlbefinden des Menschen von großer Bedeutung ist. Dieser Gehirnwasserfluss pulsiert normalerweise in einem Rhythmus von 6 bis 12 Zyklen pro Minute vom Schädel (Cranio) bis zum Kreuzbein (Sacrum). Man spricht auch von Lebensatem-Rhythmus. Dabei werden die empfindlichen Nervenstrukturen versorgt und geschützt. Harmonisch bewegt werden so auch die einzelnen Knochen vom Schädel bis zum Kreuzbein. Entsteht eine Störung des Gehirnwasserflusses, so kann dies eine Vielzahl von Beschwerden verursachen.

Der Herzrhythmus beträgt normalerweise 60 bis 80 Schläge, der Atemrhythmus 15 bis 20 Atemzüge, der Craniosacrale Rhythmus 5 bis 12 Zyklen pro Minute.

Die Aufgabe des Craniosacral-Therapeuten ist es, Blockierungen dieses rhythmischen Flusses zu erspüren (Palpation) und die Blockierungen im Rahmen der Behandlung durch spezielle, sehr sanfte Drucktechniken aufzulösen. Dadurch können die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und eine tiefgreifende Heilung eingeleitet werden.

Craniosacrale Therapie

Craniosacrale Therapie
Craniosacrale Osteopathie

Craniosacrale Therapie, craniosacrale Osteopathie, craniosacrale Biodynamik – Was ist was und warum gibt es so viele unterschiedliche Bezeichnungen? – eine Begriffsklärung:

Von den sprachlichen Wurzeln her bedeutet „craniosacral“ nicht mehr als die Zusammenschreibung der beiden Begriffe Cranium („Schädel“) und Sacrum („Kreuzbein“). Der Bereich zwischen dem knöchernen Schädel und dem Kreuzbein am unteren Ende der Wirbelsäule ist das Ausbreitungsgebiet des zentralen Nervensystems, das bekanntlich aus Gehirn und Rückenmark besteht. Der Osteopath William G. Sutherland, der als Gründungsvater der craniosacralen Arbeit angesehen werden kann, hat diesen Begriff als erster verwendet. Er benutzte ihn, um auf die tiefgreifende Verbindung zwischen dem Schädel und dem Kreuzbein über die Dura mater, die harte Hirn- und Rückenmarkshaut aufmerksam zu machen. Die craniosacralen Erkenntnisse von Sutherland fanden Eingang in die Osteopathie und werden seit einigen Jahrzehnten neben der Wirbelsäulen- und Gelenksarbeit und der Arbeit mit den viszeralen Organen als dritte Säule der Osteopathie betrachtet.

Für Sutherland war die craniale und craniosacrale Arbeit integraler Bestandteil der Osteopathie. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts begann der Osteopath John E. Upledger die craniosacrale Behandlung als eine eigenständige Therapieform zu skizzieren. Er unterrichtete als erster die craniosacrale Therapie unabhängig von traditionellen osteopathischen Ausbildungen und gründete das Upleger Institut, das sich der Verbreitung der craniosacralen Methode widmete. Seit dieser Zeit begann sich die craniosacrale Arbeit als eigenständige Therapieform zu entwickeln. Ohne Upledger würde es diese Methode in ihren heutigen Formen nicht geben. Sind Methoden jedoch einmal auf der Welt entstehen eigene Entwicklungsdynamiken. Upledger hat eine Behandlungsmethode entwickelt, die auf der Abfolge von sanften Manipulationen basiert und dabei einen starken Fokus auf der Behandlung der Knochen und der Dura mater, der harten Hirn- und Rückenmarkshaut.

In den letzten 20 Jahren hat ein anderer Ansatz stark an Popularität gewonnen, die sogenannte craniosacrale Biodynamik. Die Ansätze dieser Methode finden sich im Spätwerk von William G. Sutherland und in den Schriften von Rollin Becker. Während Upledger ganz allgemein vom craniosacralen Rhythmus sprach, der eine Frequenz von 8 bis 15 pro Minute haben hat die craniosacrale Biodynamik erforscht, dass es mehrere verschiedene craniosacrale Rhythmen gibt, die verschiedenen Bewusstseinszuständen zuzuordnen sind. Die craniosacrale Biodynamik hat den Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und dem Begleiten von Flüssigkeitsbewegungen. Wollte man den Unterschied zwischen traditioneller craniosacraler Arbeit und dem biodynamischen Ansatz auf die Ebene von Schlagwörtern bringen, könnte man sagen: „Kontakt statt Manipulation“. Die wichtigsten Lehrer und Erforscher dieses Ansatzes sind James Jealous, Franklyn Sills und Michael Shea.

Anwendungen

Die craniosacrale Osteopathie dient sowohl dem kranken als auch dem gesunden Menschen. Sie kann alleine oder ergänzend zu anderen Therapien eingesetzt werden:

  • Bei Störungen des Zentralnervensystems wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Apoplex, Cerebral Parese, Trigeminusneuralgien, Alzheimer, Koma
  • Bei Schmerzzuständen wie Migräne, Ischialgien, Lumbalgien, Bandscheibenvorfällen
  • Bei Augen-, Ohr- und Kiefergelenksbeschwerden; Schwindel und Tinnitus
  • Bei Muskelverspannungen, Kopf-, Nacken-, Schulter und Rückenproblemen
  • Bei rheumatischen Erkrankungen
  • Bei Schlaflosigkeit
  • Bei der Behandlung von Traumata wie Schleudertrauma, Geburtstrauma, Unfälle, Operationen
  • Zur Stärkung des Immunsystems
  • Schwangerschaft und Geburt
    • Schwangerschaftsbeschwerden
    • Geburtsvor- und nachbereitung
    • Säuglingsbehandlung
  • Anwendungen bei Kindern
    • Autismus
    • Hyperkinese
    • Lern- und Konzentrationsstörungen, ADS
    • Kieferfehlstellungen
    • Immunschwächen zur Stressreduktion, zur Erhöhung der Belastbarkeit